Warum ich freie Unterrichtsmaterialien brauche – ein Barcamp-Bericht


In diesem Schuljahr möchte ich BYOD („bring your own device“) in meinem Unterricht vorantreiben: meine Schüler werden ermutigt, mobile Endgeräte in den Unterricht mitzubringen, egal ob Smartphones, Tablets oder Netbooks.

Wer dies tut, dem steht neben dem Schulbuch noch die große, weite Welt des Internets zur Verfügung. Gut ausgewählte Materialien können so gezielt, ja geradezu individualisiert für die Schüler bereit gestellt werden.

Wer dies tut, der kommt aber auch irgendwann an folgenden Punkt: Aus der alten, analogen Zeit, als die Schüler noch keine mobilen Endgeräte hatten, besitzt man eine Unmenge an Unterrichtsmaterialien in Form von Schulbüchern, pädagogischen Fachzeitschriften u.v.m.
Dieses darf jedoch nicht digitalisiert und für die Schüler in entsprechender Form zugänglich gemacht werden. Das Urheberrechtsgesetzt ist da sehr deutlich.

Statt zu Verlagsmaterial zu greifen, heißt es also nun offene, freie Unterrichtsmaterialien zu finden und so nach und nach einen neuen, digitalen, alternativen Fundus zu schaffen.

Diese Texte, Bilder, Filme, Podcasts oder gar Arbeitsblätter dürfen von jedem kopiert werden – analog wie digital. Auch und besonders für unterrichtliche Zwecke.

Im englischsprachigen Raum haben diese Medien z. T. eine längere Tradition, als bei uns. Sie haben auch eine passende Bezeichnung : Open Educational Resources (OER).

Vor einigen Monaten beschäftigte ich mich erstmals auf dem Educamp in Köln mit OER. Hier war es jedoch nur ein Thema unter vielen.

Vom 14.-16.09.2012 bekamen die offenen/freien Ressourcen nun in Bremen ihr eigenes Barcamp (Was ein Barcamp ausmacht kann man mithilfe dieses Videos am Beispiel eines Educamps nachvollziehen).


 Was ist eigentlich ein EduCamp von Ralf Appelt (CC BY-NC-SA)
Quellen und Lizenztext siehe unten.

Mein Interesse war geweckt, meine Skepsis auch. Ob man mit diesem einen Thema ein ganzes Wochenende füllen kann? Es sei vorweg genommen: man kann sehr wohl. Ganz ohne Probleme.

Die 45minütigen Sessions, die das Barcamp ausmachten, deckten vielfältige Unterthemen ab.

(Übersichtsplan als Google-Dokument)

Aber zunächst schien mir die Abgrenzung der Themen auf dem Papier deutlicher zu sein, als in den Veranstaltungsräumen. Da wurde erheblich abgeschweift. Im weiteren Verlauf des Camps besserte sich das aber (zumindes in den von mir besuchten Sessions).
Auf jeden Fall trugen die umfangreichen Diskussionen zu einem stärkeren Bewusstsein über die Schwierigkeiten beim Umgang mit OER bei. Zumindest bei mir.
Die Probleme, die sie mit sich bringen sind vielfältig und ungelöst, jedoch nicht so groß, dass sie einen Einsatz im Unterricht verbieten würden:

  • sachliche Korrektheit?
  • Inkompatibilität der Lizenzen (siehe letzter Abschnitt dieses Posts)
  • nur z. T. bearbeitbar
  • Suche nach Passendem zeitaufwändig
  • einige, wenige Rechtsunsicherheiten

OER fördern

Richtig spannend wurde es dann, als die ersten zarten Versuche begannen, die Diskussionen zu überwinden und konkreter zu werden. Politische Forderungen, PR-Material und -strategien machten Lust direkt mit der Arbeit anzufangen. Aber dann war meist der Workshop schon wieder vorbei. So ist das halt auf einem Barcamp.
Der Versuch, eine gemeinsame Weiterarbeit zu organisieren wurde hier mit einem Wunschzettel/Masterplan (“WuZeMaP”) erprobt. Innovativ, ansprechend, aber leider (bisher) auch nicht von besonderem Erfolg gekrönt.

Unterrichtsrelevantes

Außerdem gab es da noch Sessions, die mir gefallen haben, weil sie konkrete Anregungen für den eigenen Unterricht gebracht haben, wie das von Karsten D. Wolf über draufhaber.tv.

Bei den Draufhabern handelt es sich um eine Plattform zur Veröffentlichung selbst erstellter Lehrvideos. Das Besondere ist die Möglichkeit einen geschlossenen (Klassen-)Raum zu öffnen und somit die Videos nur im kleinen Kreis zu veröffentlichen. Angenehm ist auch, dass der Server dieses Dienstes in Deutschland steht. Das scheint mir eine (für Eltern) annehmbare Form zu sein, Ihre Schützlinge im Internet zu sehen oder zu hören.

Auch bekannte Dienste, die man bei der Vielzahl der Angebote im Netz leicht wieder aus dem Blick verliert, sind mir zurück ins Gedächtnis gerufen worden. So z. B. Elixier.

Die Seite www.edutags.de hatte ich zwar nie aus dem Blick verloren, sie sei hier aber dennoch erwähnt, weil ich erstens von der Handhabung der Seite überzeugt bin (besonders die vielen Möglichkeiten der RSS-Einbindung finde ich Klasse) und weil ich zweitens meine, dass das Angebot in der Diskussion ein wenig zu schlecht wegkam.

Die www.bpb.de hat soweit ich das mitbekommen habe ihre CC-Lizenz-Bestrebungen aufgezeigt. Leider konnte ich an dieser Session nicht teilnehmen, das Angebot schien mir aber (gewohnt) überzeugend. Aber da auf einem guten Barcamp die einzelnen Sessions gut dokumentiert sind, werde ich mich auch darüber noch informieren können.

Was bleibt hängen?

  • Ich BRAUCHE freie/offene Unterrichtsmaterialien für meinen Unterricht.
  • Ich muss mir der Probleme beim Umgang mit OER bewusst sein, sonst komme ich in Teufels Küche.
  • Ein Barcamp kann perfekt organisiert sein. Vielen Dank dafür.

Nachtrag:

An diesem Blogpost kann man erkennen, was mit „Inkompatibilität der Lizenzbedingungen“ gemeint ist. Da ich ein Video eingebunden habe, das unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 steht (Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen), kann ich den gesamten Blogbeitrag nicht, wie sonst bei mir üblich, unter einer CC BY 3.0-Lizenz (lediglich mit Namensnennung) veröffentlichen. Wer Unterrichtsmaterial aus verschiedenen Quellen kombiniert, stößt auf genau diese Probleme.
[Update: gilt nicht für klar abgrenzbare Inhalte]

Mediennachweis:
Video: Was ist eigentlich ein EduCamp?
Urheber: Ralf Appelt
Quelle: http://vimeo.com/38693285

Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0

Lizenztext: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/legalcode


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