Bring your own device – Konzept oder Einführung durch die Hintertür?


Mobile Endgeräte in Schülerhand

… das hätte ich gerne für meinen Unterricht!

Ob nun schuleigene Netbooks, oder Tablets in Schülerbesitz ist mir im Grunde gleich. Ich könnte mich mit (fast) allem anfreunden. Doch wie überzeugt man Kollegen und Schulleitung davon? Bisher versuchte ich, in keinen Gesprächsrunden von dem Mehrwert zu berichten, die Möglichkeiten aufzuzeigen und Vorschläge zur konzeptionellen Gestaltung zu machen. Hierfür habe ich z. B. Prezi-unterstützte Vorträge gehalten.

(Die Prezi ist hier zu bekommen: http://prezi.com/ychazkh8fqxv/digitale-medien-in-der-schule/. Verwendung und Veränderung sind erlaubt.)

Grundsätzlich bin ich mit der Rückmeldung zufrieden. Doch die „Lobbyarbeit“ erzeugt auch Gegenwind. Bedenken werden geäußert. Zeit wird erbeten. Das zerrt an den Kräften…

Neuer Input: BYOD

Auf dem Educamp 2012 in Köln hat mich vor allem eine Session gefesselt: Bring your own device.
Eine gute Review der Session findet man unter http://2headz.ch/blog/?p=2068, eine Audioaufnahme hier: http://soundcloud.com/ue_trainer/byod-bring-your-own-sevice.
Die Idee dahinter ist, die vielfältigen eigenen Geräte der Schüler für den Unterricht zu nutzen, anstatt schuleigene Geräte anzuschaffen oder Sammelbestellungen gleicher Netbooks oder Tablets für die Schüler durchzuführen. An unserer Schule ist nun die Situation folgende:
  1. Die Benutzung von Smartphones, Tablets etc. ist auf dem Schulgelände verboten. Das Mitführen jedoch nicht. Im Unterricht kann zudem der Lehrer die Benutzung erlauben, um sie in den Lernprozess einzubeziehen.
  2. Es wird in Kürze eine WLAN-Abdeckung der Schule realisiert werden.

Somit sind die Voraussetzungen für mobiles Lernen mit unterschiedlichen Schülergeräten gegeben! Die BYOD-Idee brachte mich auf einen verlockenden Gedanken…

Dieses „Konzept“ muss gar nicht als solches angepriesen und in Konferenzen vorgestellt und abgestimmt werden. Da (zunächst) keine Kosten auf die Schule zukommen, kann man sich den Traum eines jeden Technik-affinen Lehrers erfüllen: einfach anfangen!

Anfangen, …
… den eigenen Unterricht mit mobilen Endgeräten durchzuführen.
… die Schüler zu begeistern und zu bestärken, diese Arbeitsweise auch bei anderen Kollegen vorzuschlagen.
… interessierten Kollegen in Flurgesprächen zu berichten und sie zu motivieren, es auch einmal zu erproben.

Diese Vorgehensweise bietet die Möglichkeit die Strategie byod nach und nach an der Schule einzuführen.
So kann das Konzept überzeugen ehe es überhaupt eines ist. Begeisterung kann geweckt werden. Dies wäre sozusagen eine Einführung mobiler Endgeräte durch die Hintertür.

Aber ist das der richtige Weg?

Was ist mit den Nachteilen dieses Konzepts:
  • Was ist mit den Schülern, die sich kein Gerät leisten können?
  • Was ist mit dem Material- und Ideenaustausch unter Kollegen, wenn es keine offizielle Vorstellung gab?
  • Wie geht man mit technischen Schwierigkeiten bei der Einbindung solch unterschiedlicher Geräte ins Schul-Netz um?
  • Wer soll Rückmeldung geben?
In einem gemeinsam geplanten Konzept könnten diese Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden, z. B. durch:
  • Anschaffung von Schulgeräten als Ergänzung,
  • Bildung von Kollegen- oder auch Schüler-AGs zur Erforschung der Möglichkeiten des Einsatzes im Unterricht,
  • Evaluation des Konzepts durch außerschulische Partner,
  • Austausch und Fortbildung der Kollegen mit „offizieller“ Unterstützung der Schulleitung.
Was also ist die richtige Vorgehensweise? Anfangen oder Überzeugen?

Creative Commons Lizenzvertrag
Die Texte und Abbildungen von André Hermes sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

5 Gedanken zu “Bring your own device – Konzept oder Einführung durch die Hintertür?

  • Ulf Blanke

    Hallo André, ich stehe vor einer ganz ähnlichen Situation. Meine Schule hat sich dazu entschlossen, vorerst keine Profilklassen einzurichten, sodass ich nun auf der Suche nach Alternativen bin, um mehr digitale Endgeräte in den Unterricht einbauen zu können. Auch ich stehe insofern vor der Frage: Wie gehe ich taktisch klug vor, um mein Ziel zu erreichen? Im Moment habe ich mich für eine Art Mittelweg entschlossen, d.h. ich habe mir die Zustimmung der Schulleitung eingeholt, verzichtet aber derzeit auf Gremienbeschlüsse. Bin selbst gespannt, wie weit ich damit komme.

  • medienberater

    Ich hatte eben fast den Entschluss gefasst massiv einzusteigen in die konkrete Nutzung mobiler Endgeräte – nur und ausschließlich für meinen Unterricht – ohne Konferenzbeschluss. Bei den Überlegungen, was alles schief gehen könnte wurde mir jedoch bewusst, dass wir für diese neue Freiheit auch ein Regelwerk benötigen.
    Beispiel: Ein Schüler filmt mit seinem Handy den Lösungsweg einer Aufgabe ab, den eine Mitschülerin an der Tafel demonstriert. Super nutzbar! Das Video landet auf Youtube, damit die Klassenkameraden den Lösungsweg noch einmal nachvollziehen können. Die Schülerin hat aber einen extrem hässlichen Pulli an und alle Kommentare auf der Youtube-Seite beziehen sich nur darauf. Die Schülerin ist verständlicherweise ziemlich genervt.
    Fazit: Ziel aller Beteiligten war eigentlich die digitalen Möglichkeiten sinnvoll zu nutzen, das Ergebnis ist aber Hohn und Spott für die Schülerin.
    Das kann schnell passieren.
    Es braucht also Regeln für den Umgang mit mobilen Endgeräten im schulischen Kontext. Wie z. B.:
    http://www.bi.zh.ch/internet/bildungsdirektion/de/themen/Stopp_Gewalt/Schulen/unterstuetzung/unterrichtshilfen/_jcr_content/contentPar/downloadlist_0/downloaditems/123_1289571115584.spooler.download.1289571271555.pdf/BI_Problemfall_Handy.pdf
    oder
    http://www.stadtschulenzug.ch/dl.php/de/20080312183515/handy_knigge.pdf
    oder
    http://www.mpg-saarlouis.de/downloads/Handyregeln.pdf
    oder
    http://www.landespolizei.li/Portals/6/docs/pdf-Files/Flyer_Handy-Gewalt.pdf
    (alle Quellen aus: http://guides.educa.ch/sites/default/files/mobileslernen_d.pdf)
    Ich halte keine der Regelwerke (für meine Zwecke) für geeignet, sie geben aber zumindest Anregungen.
    FRAGE: Kann ich das alleine einfordern? Muss dafür nicht ein Konferenzbeschluss her? Ich werde mich mal an ein eigenes „Regelwerk“ wagen und es meinen „Handy-Schülern“ vorlegen. Mal sehen, was die dazu sagen.
    Wenn ich es mir recht überlege, könnte man es auch gleich mit den Schülern zusammen entwickeln…

  • Anonym

    "[…] z.B. Prezi-unterstützte Vorträge gehalten. (Die Prezi [???] ist hier zu bekommen: […]"

    Mir müssste man erklären, was eine Prezi ist.

    Weiss auf Schwarz liest sich beschissen.

  • medienberater

    Hallo Anonym,
    Prezi ist ein Internetdienst bei dem man online eine Präsentationsgrundlage erstellen kann (so ähnlich, wie eine PowerPoint-Präsentation). Nur dass hier nicht folienbasiert gearbeitet wird sondern eine große Fläche mit Textbausteinen, Grafiken etc. belegt wird, auf die man dann jeweils heranzoomen kann.
    Wenn du dem angegebenen Link folgst, kannst du meine Präsentation abspielen. Hierfür muss auf den "Vorwärts-Button" unter dem Vorschaufenster geklickt werden.

    Die Farbwahl werde ich bei Gelegenheit überdenken.